Endlich ein E-Auto unter 15.000 Euro – und fast ein Tesla
BYD zeigt der Welt, wie Elektromobilität für alle aussehen könnte. Der Qin L EV von BYD soll die Revolution im Elektroautomarkt einläuten.
- BYD zeigt der Welt, wie Elektromobilität für alle aussehen könnte
- Was kann der BYD Qin L – und warum ist er so günstig?
- Wie viel Tesla steckt drin – und wie viel China?
- Tesla in der Kritik – und was BYD daraus macht
- Droht der nächste Schub für „Made in China“?
- Ein Auto wie ein Traum – oder ein Weckruf?
- Fazit: Ist der BYD Qin L die Zukunft?
BYD zeigt der Welt, wie Elektromobilität für alle aussehen könnte
Am 23. März hat der chinesische Hersteller BYD seinen neuesten Coup präsentiert: den Qin L EV, ein vollelektrisches Mittelklassefahrzeug mit bis zu 720 Kilometern Reichweite – und das zum Einstiegspreis von umgerechnet 15.000 Euro.
Während europäische Hersteller über Preissenkungen nachdenken, macht BYD Ernst. Die Ankündigung hat Wellen geschlagen, denn das Fahrzeug bietet nicht nur beeindruckende technische Daten, sondern auch ein Design, das verdächtig an einen geschrumpften Tesla erinnert. Fast zu gut, um wahr zu sein – oder vielleicht genau das, was der Markt jetzt braucht?
Was kann der BYD Qin L – und warum ist er so günstig?
Der Qin L basiert auf der neuen BYD-eigenen e-Plattform 3.0 Evo, die auf maximale Effizienz und Produktionstiefe ausgelegt ist. Das Fahrzeug ist etwa 4,83 Meter lang – also Passat-Format – und wird mit zwei Akkugrößen angeboten:
72 kWh für 602 km Reichweite 89 kWh für bis zu 720 km Reichweite
Allerdings muss man hier den chinesischen CLTC-Zyklus einordnen: Der „China Light-Duty Vehicle Test Cycle“ testet bei niedrigeren Durchschnittsgeschwindigkeiten und idealen Bedingungen – realistisch dürften also eher 500–550 km übrig bleiben.
Trotzdem: Für ein Auto dieser Größe und Preisklasse bleibt das beeindruckend. Auch bei den Features geizt BYD nicht: Der Qin L kommt mit der Sensorik „God’s Eye C“, einem 360°-Kamerasystem mit Fahrassistenz auf Level-2+ Niveau – also ähnlich dem, was Teslas Autopilot verspricht.

Wie viel Tesla steckt drin – und wie viel China?
Optisch wirkt der BYD Qin L wie eine stilistische Kreuzung aus Tesla Model 3 und BYD Seal. Clean, zurückhaltend, modern – mit rahmenlosem Infotainment-Display, großem Zentralbildschirm und minimalistischem Cockpit.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: BYD will bewusst als „Tesla für alle“ auftreten. Während Elon Musk polarisiert, liefert BYD leise und effizient – mit einer klaren politischen Botschaft: Mobilität muss nicht laut, teuer oder ideologisch aufgeladen sein.
Und genau hier beginnt die Kontroverse.
Tesla in der Kritik – und was BYD daraus macht
Die Tesla-Story hat Risse bekommen. Immer mehr Käufer hadern mit dem Image der Marke. Nicht wegen der Fahrzeuge – sondern wegen Elon Musk. Seine öffentlichen Eskapaden, seine Nähe zur politischen Rechten in den USA und seine unkontrollierten Twitter-Ausbrüche führen dazu, dass einige Tesla-Besitzer ihre Fahrzeuge zurückgeben oder zumindest mit Aufklebern wie „Not mine, just a lease“ oder „Bought before Elon lost his mind“ versehen.
Der Elektromobilitäts-Pionier hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und genau in diese Lücke stößt BYD: Technologisch auf Augenhöhe, preislich deutlich attraktiver – und (noch) unbelastet von westlicher Polarisierung.
Droht der nächste Schub für „Made in China“?
Der Qin L ist (noch) für den chinesischen Markt bestimmt – aber BYD expandiert aggressiv nach Europa. Wer den Dolphin, den Atto 3 oder den Seal schon auf deutschen Straßen gesehen hat, weiß: Das ist kein fernöstliches Luftschloss mehr. BYD hat längst den Fuß in der Tür.
Doch können oder sollten wir chinesische E-Autos als echte Alternative sehen? Die Antwort ist ambivalent. Ja, sie bieten mehr Technik fürs Geld. Ja, sie zwingen den europäischen Markt zur Bewegung. Aber sie stellen auch Fragen: Nach Transparenz, nach politischer Verantwortung, nach Abhängigkeit von autoritären Systemen.
Ein Auto wie ein Traum – oder ein Weckruf?
Ich habe das Auto natürlich nicht an der Ampel in Shenzhen gesehen. Aber irgendwie fühlt es sich so an – als hätte ich es geträumt: Ein E-Auto, das aussieht wie ein Tesla, fährt wie ein Tesla, aber nur ein Drittel davon kostet.
Vielleicht war dieser Traum eine Metapher. Dafür, was kommen könnte - oder dafür, was wir bereit sein müssen zu hinterfragen: unsere Mobilitätsideale oder unsere westliche Arroganz gegenüber Technik oder einfach einmal "Gas geben". Schon vor fünf oder sechs Jahren sagte Robert Habeck in einem Interview zu VW-Chef Herbert Diess: "Wenn Sie 2025 kein E-Mobil für unter 20.000 Euro anbieten, dann werden Sie – so fürchte ich – im Markt scheitern."
Fazit: Ist der BYD Qin L die Zukunft?
Reichweite bis zu 720 km (CLTC), moderne Plattform, starke Ausstattung Einstiegspreis von rund 15.000 Euro – revolutionär günstig. Optisch wie technisch auf Tesla-Level, aber mit politisch ähnlich schwieriger Messagge. Der kritische Blick auf die Herkunft bleibt: Ist China wirklich die bessere Alternative?