Weltrekorde, Wellen und Weitblick – Windsurf-Ikone Björn Dunkerbeck im NOT TOO OLD Podcast

Windsurf-Ikone, Werbegesicht, Familienvater – und immer noch auf Rekordjagd: Was wir von Bjørn Dunkerbeck lernen können.

Martin Steinbach

von Martin Steinbach

Martin ist der Erfinder von Frinton.de. Als leidenschaftlicher Neo-Gentleman schreibt er über moderne Männlichkeit, Technologie, Nachhaltigkeit und die kleinen Dinge, die das Leben groß machen.

16. Juni 2025 4 Minuten

Weltrekorde, Wellen und Weitblick – Windsurf-Ikone Björn Dunkerbeck im NOT TOO OLD Podcast

Wer in den 90er-Jahren regelmäßig die Nutella-Werbung im Fernsehen gesehen hat, kennt ihn: den durchtrainierten Typen mit den blonden Haaren, der mit breitem Grinsen verkündet: „Man wird nicht zehnmal Weltmeister mit dem falschen Frühstück!“, gefolgt von einem Sprung aufs Surfbrett. Was damals charmante Werbeinszenierung war, war gleichzeitig Realität. Denn der Mann hieß (und heißt) Bjørn Dunkerbeck – und er ist mit 42 Weltmeistertiteln bis heute einer der erfolgreichsten Sportler der Welt.

Im NOT TOO OLD Podcast mit Moderator Kai Bösel spricht der mittlerweile 55-Jährige jetzt über sein Leben zwischen Weltrekorden, künstlichen Hüftgelenken, vier sportlichen Kindern – und der Frage, wie man es schafft, über Jahrzehnte ganz oben mitzuspielen

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110 Kilo für den Weltrekord

Dass Sportler im Alter ein paar Kilo zulegen, ist keine Seltenheit. Doch bei Dunkerbeck ist das nicht etwa ein Nachteil – sondern pure Strategie. Beim Speedsurfen braucht es Masse, um bei starkem Wind die nötige Stabilität und Geschwindigkeit zu erreichen. „Wenn du 100 oder 110 Kilo wiegst, musst du dir nicht noch extra Bleiwesten über die Schultern hängen“, sagt er im Podcast. Und tatsächlich: Mit über 100 km/h auf dem Surfboard stellte er erst 2021 – mit der ersten künstlichen Hüfte – einen ikonischen Weltrekord auf. Und auch dieses Jahr will er es noch mal wissen. Im November soll es in Namibia erneut auf die berühmte Speedstrecke gehen – mit dem Ziel, die magische 100er-Marke erneut zu knacken. „Das hält mich fit“, sagt Dunkerbeck – und meint damit nicht nur den Körper.

Windsurfen als Seelenwäsche

Denn für ihn ist Windsurfen längst mehr als nur Sport. „Du bist draußen, konzentrierst dich auf das Hier und Jetzt – oder du fliegst vom Brett“, sagt er. „Danach kommst du zurück an den Strand und fühlst dich wie neugeboren.“ Ein Satz, der hängen bleibt. Dass Windsurfen nicht nur den Körper, sondern auch den Geist trainiert, ist eine Erfahrung, die viele Wassersportler teilen. Doch wenn sie von jemandem kommt, der die meiste Zeit seines Lebens auf dem Wasser verbracht hat, hat sie ein anderes Gewicht. Oder, um bei Dunkerbecks Worten zu bleiben: „Windsurfen ist wie mentales Training – nur ohne Coach.

Bjørn Dunkerbeck (links) mit Podcast-Moderator Kai Bösel
Bjørn Dunkerbeck (links) mit Podcast-Moderator Kai Bösel

Aufgewachsen mit dem Wind

Die Biografie des Surfers liest sich wie ein Kapitel aus einem Abenteuerroman. Geboren wurde Dunkerbeck in Ribe nahe dem Wikingermuseum in Dänemark, mit Wurzeln in den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Deutschland. Doch schon früh wanderte die Familie auf die Kanaren aus – wegen des Windsurfens. Dort, am Strand von Maspalomas, eröffneten die Eltern eine Surfschule, in der auch seine Schwester Britt zur Weltmeisterin wurde. „Wir hatten das Paradies vor der Haustür“, sagt Bjørn. Und aus dem sportlichen Familienbetrieb wurde ein Sprungbrett in die internationale Surf-Elite. Mit 15 wurde er Profi, mit 16 gewann er seine ersten großen Titel. Es folgten drei Jahrzehnte voller Siege, Reisen und Materialschlachten – inklusive 300 Kilo Gepäck pro Wettkampftour.

Nutella, Neopren und Nachwuchs

In Deutschland wurde Dunkerbeck aber nicht nur durch seine Erfolge bekannt – sondern durch seine Werbepartner. Nutella war einer davon, später folgten Marken wie Hugo Boss und Red Bull, bei dem er bis heute unter Vertrag steht. Der Nutella-Spot, in dem er mit Surfbrett und Frühstücksglas zu sehen war, brachte ihm den Ruf des durchtrainierten Sunnyboys ein – auch wenn er selbst lieber mit harter Arbeit punktete als mit Fernsehbildern. Heute lebt er mit seiner Frau und den vier Kindern auf Gran Canaria, wo er mehrere Surfschulen betreibt. Seine Kinder sind allesamt sportlich unterwegs – ob rhythmische Sportgymnastik oder Wellenreiten. Sohn Liam ist bereits mehrfacher U21-Weltmeister im Windsurfen. Klar, dass der Vater da mehr ist als nur Zuschauer. „Ich bin Trainer, Coach, Motivator – und Papa“, sagt Bjørn.

50 ist das neue 30 – auch auf dem Wasser

Wer denkt, Windsurfen sei ein Sport für junge Leute mit Sixpack, liegt falsch. „Wir haben regelmäßig Leute über 50, die bei uns im Urlaub zum ersten Mal aufs Brett steigen“, sagt Dunkerbeck. „Das Material ist heute so viel besser: leichter, stabiler, einfacher zu handeln.“ Er vergleicht das mit dem Umstieg vom alten Hollandrad auf ein modernes E-Bike. Der Einstieg ist leichter denn je – und der Effekt ist enorm: „Du gehst aufs Wasser, surfst ein paar Minuten – und fühlst dich danach wie ein anderer Mensch.“ Deshalb appelliert er im Podcast auch an alle Männer (und Frauen), die glauben, für neue Abenteuer zu alt zu sein: „Wer 50 ist, ist heute wie die 30-Jährigen früher – nur mit mehr Gelassenheit.“

Kai Bösel beim Interview mit Bjørn Dunkerbeck (rechts)
Kai Bösel beim Interview mit Bjørn Dunkerbeck (rechts)

Der König der Meere und der Müllsammler

Bei aller Wettkampfhärte war Dunkerbeck nie der Typ für Schulterklopfen. Vielmehr engagiert er sich seit Jahren für den Meeresschutz, pflanzt Korallenriffe, unterstützt Umweltinitiativen auf den Kanaren, sammelt Müll am Strand. „Wir haben nur einen Planeten“, sagt er. „Und wenn wir so weitermachen, wird das Meer bald leer sein.“ Ein Satz mit Wucht – aber auch mit Verantwortung. Er lebt es vor, seine Kinder tun es ihm nach. „Respekt vor dem Meer gehört dazu“, sagt er. „Das ist keine Bühne, das ist Lebensraum.“

Fazit: Machen statt Zuschauen

„Ich war nie ein Zuschauer“, sagt Bjørn Dunkerbeck gegen Ende des Podcasts. „Ich bin ein Macher.“ Und genau das macht ihn heute noch so hörenswert: Weil er nicht nur Rekorde aufgestellt hat, sondern weil er ein Leben führt, das inspiriert. Er zeigt, dass man auch mit 55 nicht langsamer werden muss – sondern klüger, fokussierter, entspannter. Und dass ein paar Kilo mehr kein Hindernis sind – sondern vielleicht sogar die beste Voraussetzung, um mit voller Kraft durchs Leben zu gleiten.


🎧 Die ganze Folge gibt’s im NOT TOO OLD Podcast auf Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es gute Gespräche gibt.

 

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