Männer Retreats: DER Wellness-Trend für Männer
Entspannung war eine Domäne der Frauen. Doch seit 2025 gibt es einen Gesundheitstrend, der sich ausschließlich an Männer richtet: Männer-Retreats.

von Marek Steinbach
Marek ist der GenZ-Redakteur bei Frinton. Die Zukunft
Jahrzehntelang richteten sich Wellness- und Gesundheitstrends primär an Frauen, während die medizinische Forschung ironischerweise überwiegend an Männerkörpern ausgerichtet war. Doch 2025 bricht ein revolutionärer Trend mit diesem Muster: Männer-Retreats etablieren sich als eigenständiger Gesundheitstrend, der sich zu 100 Prozent an die Bedürfnisse des männlichen Geschlechts richtet. Diese bieten einen geschützten Raum fernab vom Alltag, in dem sich Männer auf sich selbst besinnen können.
- Männer Retreat: Eine Reaktion auf die Krise der modernen Männlichkeit
- Wie mit diesem Zustand umgehen? Männer-Retreats als Lösung
- Zeichnet sich da ein gesellschaftlicher Wandel ab?
- Redaktionsfazit: Ein überfälliger Trend
Männer Retreat: Eine Reaktion auf die Krise der modernen Männlichkeit
Die Statistik zeigt klar und überzeugend: 1. Männer begehen dreimal häufiger Selbstmord als Frauen, was auf schwerwiegende mentale Gesundheitsprobleme hinweist. 2. Sie sind überdurchschnittlich oft von Suchtkrankheiten betroffen, was auf mögliche Bewältigungsmechanismen oder gesellschaftlichen Druck hinweisen könnte. 3. Erschreckenderweise nehmen Männer auch deutlich seltener therapeutische Hilfe in Anspruch, was auf Barrieren im Zugang zu Unterstützung oder kulturelle Stigmatisierung von Schwäche deuten könnte.
Gleichzeitig gibt es keinen biologischen Hinweis darauf, dass psychische Belastungen bei Männern häufiger auftreten. Das Problem liegt tiefer: Nämlich in gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlichkeit, die emotionale Verletzlichkeit als Schwäche interpretieren.
“Krankheiten, insbesondere psychische, sind für viele nicht vereinbar mit dem klassischen Männlichkeitsideal”, erklärt Anne-Maria Möller-Leimkühler vom Vorstand der Stiftung Männergesundheit der WELT. Die Orientierung an traditionellen Männlichkeitsnormen führe dazu, dass Männer ihre psychischen Probleme verdrängen und bagatellisieren. Viele versuchen mit “männlichen Strategien” zu kompensieren: mehr Aggression, mehr Alkohol, sozialer Rückzug oder Flucht ins Virtuelle.
Wie mit diesem Zustand umgehen? Männer-Retreats als Lösung

Männer-Retreats bieten eine Antwort auf diese Problematik. Sie schaffen einen geschützten Raum, in dem Männer sich fernab vom Alltag auf sich selbst besinnen können, ohne gesellschaftliche Rollenerwartungen erfüllen zu müssen. Der Fokus liegt auf Themen wie Stressbewältigung, Fitness, persönliche Weiterentwicklung und vor allem dem Austausch mit anderen Männern.
“Männerkreise bieten den Teilnehmern eine Vielzahl von psychologischen Vorteilen und haben eine alte Tradition wiederbelebt”, erklärt ein Experte für Männerarbeit. In früheren Zeiten versammelten sich Männer oft um ein Lagerfeuer, tauschten Geschichten aus und unterstützten einander bei der Problemlösung. Heute erleben viele Männer diese Gemeinschaft als einen sicheren Ort, an dem sie anderen zuhören können und gleichzeitig selbst Gehör finden – oft zum ersten Mal.
Zahltreiche Angebote mit großer Vielfalt
Die Nachfrage ist deutlich spürbar. Anbieter wie “Nature of Man” bieten bereits mehrtägige Retreats im Chiemgau an, die “Klarheit, Stärke und einen neuen Fokus im Leben” versprechen. Durch tiefgehende Reflexion, Naturerlebnisse, Körperarbeit und Mentoring sollen Teilnehmer erfahren, “was sie als Mann ausmacht”.
Auch andere Anbieter melden sich zu Wort: Von Yoga- und Fitness-Wochenenden speziell für Männer bis hin zu spirituellen Männer-Seminaren, die “die eigene Manneskraft freilegen” – das Angebot wird kontinuierlich ausgebaut.
Warum so erfolgreich? Ein Blick auf die Zahlen
Diese Entwicklung wird durch aktuelle Reisetrends bestätigt. Ein Blick auf die Zahlen von Booking.com zeigt, dass über ein Drittel (38 Prozent) der Befragten einen der Männer in ihrem Leben zu einer Reise nur für Männer ermutigen würden. Bei der Generation Z sind es sogar 61 Prozent und bei den Millennials 54 Prozent.
Entgegen allen Klischees spielen beim Urlaub unter Männern künftig Wohlbefinden, Selbstentfaltung und Gespräche über die psychische Gesundheit eine immer größere Rolle. 24 Prozent wollen mit ihren Freunden den Stress des Alltags hinter sich lassen, 23 Prozent sich ausruhen und Energie tanken.
Zeichnet sich da ein gesellschaftlicher Wandel ab?
Der Trend kommt nicht von ungefähr. Wenn wir emotionale Gesundheit bei Männern stärken wollen, müssen wir aufhören, Stärke gegen Verletzlichkeit auszuspielen. Viele Männer erleben einen ständigen Spagat zwischen den Anforderungen an Stärke und Erfolg einerseits und den Erwartungen an Sensibilität und Empathie andererseits. Zwischen diesen Polen verlieren viele Männer den Zugang zu ihren eigenen Bedürfnissen und Emotionen. In hohen wirtschaftlichen oder politischen Ämtern füren diese Mängel sont immer wieder zu Verantwortungsversagen, wie wir z.B. vom Wirecard-Fall kennen.
Das traditionelle Männerbild wird in der heutigen Gesellschaft zunehmend hinterfragt und diskutiert. Diese Diskussionen entstehen aus einem wachsenden Bewusstsein für die Vielfalt von Geschlechterrollen und der Erkenntnis, dass die herkömmlichen Erwartungen an Männlichkeit oft einschränkend und unzeitgemäß sind. Viele Menschen setzen sich dafür ein, dass Männer die Freiheit haben sollten, ihre Identität jenseits der starren Stereotypen von Stärke und Unverwundbarkeit zu definieren. Diese Veränderung im gesellschaftlichen Diskurs eröffnet neue Möglichkeiten für Männer, ihre Gefühle auszudrücken und ein authentisches Leben zu führen, das nicht durch traditionelle Normen begrenzt wird. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sich das Männerbild in Teilen der Gesellschaft bereits verändert hat.

In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt, heben sich Hilfsbereitschaft und Respekt als die Standartwerte der Charaktereigenschaften eines modernen Mannes hervor. Diese Qualitäten sind nicht nur wünschenswert, sondern bilden das unerschütterliche Fundament für alle zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein wahrlich moderner Mann besticht durch sein Einfühlungsvermögen, indem er die Gefühle und Perspektiven anderer nicht nur versteht, sondern auch wertschätzt. Zusätzlich verleiht ihm die bewusste Ablehnung von sexistischem Verhalten eine fortschrittliche Haltung, die zeigt, dass er sich für Gleichberechtigung einsetzt und veraltete Geschlechterstereotypen hinter sich lässt. Diese Eigenschaften sind nicht nur Tugenden, sondern ein Aufruf zu einem besseren Miteinander.
Redaktionsfazit: Ein überfälliger Trend
Männer-Retreats sind mehr als nur ein Wellness-Trend – sie sind eine Antwort auf eine gesellschaftliche Notwendigkeit. In einer Zeit, in der traditionelle Männlichkeitsbilder hinterfragt werden und psychische Gesundheit endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient, bieten diese Retreats einen wichtigen Baustein für eine gesündere, authentischere Männlichkeit.
Für Männer, die bereit sind, über den Tellerrand hinauszublicken und neue Wege der Selbstfürsorge zu erkunden, könnten Männer-Retreats genau das richtige Werkzeug sein – nicht um schwächer zu werden, sondern um echte Stärke zu entwickeln.


